
Tagebucheintrag 4-013 – FM-Museum

Sonderausstellung FüUS Wien | 2025
“Ein richtiger Kabelsalat”

Als erstes war natürlich heute erst mal wieder Putzen angesagt. Das im Einsatz befindliche Equipment von gestern musste natürlich wieder auf den sauberen Stand vom Museum gebracht werden. Das schaut ja auch wirklich nicht gut aus, wenn da überall die Erde an den Ausstellungsstücken klebt, obwohl die eigentlich für so etwas gebaut sind. Wäre vielleicht auch einmal ein Aspekt, über den ich mit dem Herrn Oberst reden müsste. Dann schaut das vielleicht auch viel authentischer aus und die Besucher hätten eventuell so ein bissl mehr Realitätsbezug dabei. Doch ich glaube, das lass ich erst mal wohlweislich bleiben, denn er ist ja auch mit Recht so stolz auf seine ganz besonderen Objekte im Museum und genau da will ich ihm nicht wirklich dreinreden.
Nachdem wir alles wieder in einen ansehnlichen Zustand zurückversetzt hatten, ist es auch gleich weitergegangen mit der experimentellen Unterweisung in die frühen Kommunikationstechnologien. Diesmal allerdings direkt im Museum. Es stand einfach nur an, die hausinternen Gerätschaften wieder einmal auf ihre noch vorhandene Funktionstüchtigkeit zu überprüfen und auch die eine oder andere Attraktion für die Besucher neu herzustellen. Das hat sich also wieder nach einem ganz spannenden neuen Tag mit neuen Einblicken in die Arbeitsweise der Fernmelder angehört. Und genauso sollte es letztendlich dann auch werden.
Doch wie jedes Mal stand am Beginn körperlich harte Arbeit am Plan. Für unser Vorhaben haben wir Unmengen an Kabeln benötigt. Diese waren natürlich alle im Kellerlager sorgfältig verstaut und wollten jetzt für den weiteren Einsatz erst mal nach oben ins Museum verlegt werden. Zum Glück waren die alle aber fein säuberlich auf großen Trommeln aufgewickelt. Dennoch haben die dadurch auch ein ordentliches Gewicht gehabt und so sind wir erst mal gscheit ins Schwitzen gekommen. Oben war anschließend der Aufbau von einem für unsere Begriffe fürchterlichen Durcheinander angesagt. Doch in diesem vorerst augenscheinlichen Chaos dürfte der Herr Oberst dennoch einen ganz genauen Plan verfolgt haben. Er hat immer wieder aus irgendwelchen Regalen kleine Gerätschaften hervorgekramt, die mit irgendwelchen anderen großen oder kleinen Maschinen durch Kabeln kreuz und quer durch das Museum verbunden werden sollten. Dennoch hatte es den Augenschein, dass da im Endeffekt ein ganz speziell ausgetüftelter Einsatzplan dahinter gestanden hat.
Irgendwann hat es dann im Museum ausgesehen, wie in einem überdimensionalen Spinnennetz. So wollte jeder Schritt sehr wohl überlegt sein, um nicht über die gespannten Kabel drüber zu stolpern. Doch es hatte alles dennoch seinen tieferen Sinn gehabt. Mit der Zeit und den dazugehörigen Erklärungen vom Herrn Oberst habe auch ich irgendwann einmal begriffen, wie dieses System funktioniert. Da hat man auf der einen Seite so einen Tasterknopf, mit dem man die Informationen auf die Reise schicken kann und auf der anderen Seite vom Kabel ist ein Gerät mit einem Stift, der auf einer dünnen Rolle Papier jeweils einen kurzen oder langen Strich zeichnet. So kann man die Nachricht dann wirklich von einem Ort zu einem anderen übertragen.
Um das Ganze dann aber doch noch ein wenig zu verkomplizieren und aber auch zu vereinfachen, baut man in der Mitte noch ein ganz großes Kastl ein. Zur Erklärung, mit diesem kann man die einzelnen Stationen individuell miteinander verbinden und braucht nicht zu jedem einzelnen ein eigenes Kabel legen. Man hat so nur eine Sende- und eine Empfangsleitung zu den einzelnen Positionen. Das macht die ganze Sache schon auch ein bissl einfacher. Komplizierter allerdings ist, dass man natürlich genau wissen sollte, welches Kabel wohin geht und dazu muss man die eben genauestens beschriften, sonst ist nachher das Chaos erst so richtig perfekt. Der Herr Oberst hat dieses zentrale Teil Feldvemittlung genannt. Dort waren immer ein paar Soldaten eingeteilt, die nichts anderes zu tun gehabt haben, als nur die gewünschte und richtige Verbindung zu den Nebenstellen herzustellen. Ist sicher ein sehr verantwortungsvoller, aber wahrscheinlich auch ein nicht ganz abwechslungsreicher Job.
Na ja. Wir haben auf jeden Fall den ganzen Vormittag damit verbracht, einmal alles zu verkabeln und anschließend alle Geräte auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Zum Glück waren wir an diesem Tag ja zu dritt im Museum. Dadurch haben wir uns sicher auch etliche unnötige Wege gespart. Julchen haben wir auf dem verantwortungsvollen Posten der Vermittlung platziert und sie hat uns immer die jeweils notwendige Nachrichtenleitung freigestöpselt. Der Herr Oberst und ich sind von einer Station zur anderen gewandert und haben uns gegenseitig diverse Nachrichten im Morsealphabet zugeschickt. Es hat im ganzen Museum an allen Ecken und Ende nur so geklappert und geklickert, wenn die schreibenden Maschinen unsere Nachrichten empfangen haben. Es hat auch heute wieder unglaublich viel Spaß dabei gemacht.
Hie und da mussten wir einige Gerätschaften mit ein bissl einer Überzeugung dazu überreden, nach den langen Jahren wieder ihren Dienst anzutreten, aber im Großen und Ganzen hat fast alles ohne gröbere Probleme auf Anhieb funktioniert. Wir haben dann einen Teil von unserem Testaufbau so hinter den Regalen verkabelt, dass in Zukunft die Besucher nicht über diese drüberfallen, aber dennoch die Funktionsweise real ausprobieren können. Den Rest haben wir wieder abgebaut und auf den ihnen zustehenden Platz im Museum zurückgebracht. Dabei natürlich aber auch erst den noch vorhandenen Staub entfernt. So war dann am späteren Nachmittag fast alles so wie vorher, bis auf ein paar neue und funktionsfähige alte Geräte der damaligen Nachrichtenübermittlung. Irgendwie waren wir alle ein wenig stolz auf unser vollbrachtes Werk an diesem Tag. Es hat schon was ganz Besonderes, wenn man solch alten Geräten, die lange Zeit ihr Dasein nur in irgendwelchen Lagern verbracht haben, wieder neues Leben einhauchen kann.
Wir sind dann alle vier nach Beendigung der Arbeiten in die kleine Gastwirtschaft ums Eck gegangen und haben uns zu wohlverdientem Speis und Trank gemütlich niedergelassen. Dabei haben wir natürlich noch weiter ausführlich über das heutige Thema diskutiert. Der Herr Oberst hat uns dabei erzählt, dass die das damals im Feld wirklich so gemacht haben, nur in viel größeren Dimensionen. Die haben teilweise wirklich alle Stellungen und Kommandopositionen mit dieser Technologie verbunden. Das muss ja ein ordentlicher Aufwand gewesen sein, wenn man über lange Strecken die ganzen Kabel im ganzen Land verteilen muss. Dazu wurden eigene Einheiten ausgebildet, die nur für die Herstellung von solchen Verbindungen zuständig waren. Die hat man tatsächlich Kabeltrupp oder schelmisch Kabelhunde genannt. Heutzutage sind das die Fernmeldeeinheiten. Doch Kabel werden nur mehr sehr selten verlegt, denn dafür gibt es ganz andere und modernere Technologien, die weitaus mehr können und ganz anders funktionieren. Aber das ist so ein komplexes Thema, dass wir uns das erst zu einem späteren Zeitpunkt ansehen werden, hat uns der Herr Oberst am Schluss vertröstet.
Es war auch mittlerweile wieder sehr spät geworden und da alle morgen früh zeitig raus mussten, haben wir nach dem Essen den Heimweg angetreten. Ich glaube, ich werde in dem dicken Buch, das ich vom Herrn Oberst geschenkt bekommen habe, sicher noch ein paar weitere Erklärungen zu dem Thema finden, vorausgesetzt die Kleine borgt es mir irgendwann einmal freiwillig.
Podcast-Erklärung und Informationen zum Thema
Informationen zu der Grafik
Standort des neuen Fotos (2024) | FM-Sammlung – Starhemberg Kaserne |
Titel eingearbeitetes altes Bild | Feldvermittlung ca. 1912 |
Archiv | Urheber altes Bild | Obst Prikowitsch / FM-Sammlung |
Die Bilder der Originalausstellung sind im Format Format 120x90cm / Leinwand auf Keilrahmen / von echtleinwand | Wien produziert worden.
Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at
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Besten Dank, das Team von Photographics