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Tagebucheintrag 4-019 – HUAk

Sonderausstellung HUAk Enns | 2024

“Unteroffiziere bei der Arbeit”

Copyright 2024 by Photographics | Matthäus Häupl, Wien

Ich habe gestern Abend zum Glück nicht oben auf dem Garnisonsübungsplatz übernachten müssen. Nach dem Übungstag hat mich Vize Rudi wieder zurück in die Stadt mitgenommen und so konnte ich diesen ersten und anstrengenden Tag in meinem eigenen Bett im Hotel und in aller Ruhe abarbeiten. Die anderen Soldaten sind allerdings alle oben im alten Bauernhaus geblieben. Nachteil bei der Sache war nur, dass wir beide natürlich um einiges früher aufstehen mussten, um rechtzeitig wieder zum Morgenappell vor Ort zu sein. So war es halt eben nichts mit Frühstück, da es dieses im Hotel erst ab halb acht gegeben hätte. Da waren wir aber schon lange oben angekommen. Nach dem Appell haben wir aber doch noch die Möglichkeit für eine Stärkung am Morgen bekommen. Im Innenhof waren Tische aufgebaut, bei denen jeder im Einsatz befindliche Soldat einen Kaffee oder Kakao sowie ein Sackerl mit Kaltverpflegung und ein Scherzl Brot bekommen hat. Nach dem Ausfassen habe ich mich anschließend in eine Ecke begeben und wollte mit dem ausgiebigen Frühstück beginnen, da haben mich allerdings die anderen Kameraden gleich darauf aufmerksam gemacht, dass dies alles für den ganzen Tag vorgesehen ist und ich es mir wohlweislich einteilen solle. Warme Verpflegung gibt es dann erst wieder am Abend. Na toll, mir knurrt jetzt schon der Magen und wenn diese Kleinigkeiten aus dem Sackerl aufgebraucht sind, wird es wahrscheinlich noch um vieles mehr werden. Hat da nicht einmal einer so schlaue Sprüche von sich gegeben wie „Ohne Mampf kein Kampf“ und „Ohne Verpflegung keine Bewegung“? Ich glaube, das ist alles nur Theorie oder Ausrede, denn wenn man das alles einmal auflegt, gereicht das maximal für eine kleine Jause und auf keinen Fall für die Verpflegung von einem ganzen Tag. Na ja, was solls. Dann gibts halt heute nur einen Kaffee. Von dem hat man sich wenigstens auch noch die eine oder andere weitere Tasse holen können.

Nach ein paar Häferl von dem flüssigen Frühstück, mein Magen hat ab jetzt nicht mehr gegrummelt, sondern nur mehr geblubbert, sind wir dann wieder in den Truppenübungsplatz hinausmarschiert. Diesmal ging es zu einer Häuserkampfanlage am Rande des Geländes. Ein neu eingeteilter Gruppenkommandant hat uns nach der Ankunft die heutige Tagesaufgabe vermittelt. Auch hier immer in respektvollem Abstand der Ausbilder von gestern auf beobachtendem Posten. Für uns bestand heute die Aufgabe so eine Art Posten aufzubauen. Sprich, wir mussten an der Einfahrtsstraße zu dem Kampfgelände einen stationären Kontrollpunkt einrichten. So ein Punkt hat eigentlich mehrere Zwecke zu erfüllen. Hauptaufgabe ist aber die Sicherung und Überwachung von Zufahrten zu einem besonders schützenswertem Objekt. Dazu werden dort auch Fahrzeug- und Personenkontrollen durchgeführt, speziell auch in Hinblick auf Waffen und sonstige gefährliche Gegenstände, die nicht mit hineingenommen werden dürfen. Auch haben solche Kontrollpunkte natürlich auch eine demonstrative Bedeutung von militärischer Präsenz gegenüber der zivilen Bevölkerung. Dies führt bei denen dann im Allgemeinen auch meistens zu einem höheren Sicherheitsgefühl, wenn die immer die Soldaten sehen.

Der Aufbau von so einer stationären Sperre war dann doch ein wenig ein Aufwand. Man glaubt gar nicht, auf welche Sachen man da alles aufpassen muss. Als Erstes mussten wir die Zufahrt ein wenig blockieren, sodass keiner in einem Fahrzeug die Möglichkeit hat, mit hoher Geschwindigkeit da durchsausen zu können. Dazu haben wir von ganz hinten im Gelände ein paar alte Metallfässer hervorgeholt. Diese haben wir dann so eng auf dem Zufahrtsweg platziert, dass man auf keinen Fall geradeaus durchfahren kann. Für den Fall, dass doch einmal einer durchrauschen möchte, haben wir das Umfeld mit Stacheldraht gesichert und zusätzlich im hinteren Bereich noch ein paar Nagelbretter aufgelegt. Danach haben wir aus Sandsäcken die Kampf- und Schutzdeckungen gebaut und einen externen Kontrollplatz für Personen eingerichtet. Am Schluss haben wir auch noch Scheinwerfer besorgt und diese so aufgestellt, dass man auch in der Nacht ordentlich arbeiten kann und es keine Möglichkeit gibt, dass Personen sich während der Kontrolle heimlich aus den Fahrzeugen heraus schleichen.

Gegen Mittag waren wir dann mit dem ganzen Aufbau endlich fertig. Jetzt wurde jedem seine Aufgabe zugeteilt und die Hälfte von uns hatte erst mal Pause. Diese haben wir natürlich sofort zur Kampfkraftverstärkung genutzt. Sprich, wir haben ein wenig was gegessen und getrunken, denn der Tag dürfte heute noch ein wenig länger dauern, so wie es ausschaut. Ab jetzt war ja erst die richtige Aufgabe der Sicherung der Zufahrt angesagt, und ich gehe mal davon aus, dass die sich sicher etwas einfallen haben lassen, um auch diesen Prozess so realitätsnah als möglich darzustellen.

Genauso sollte es dann auch kommen. Nach circa einer Stunde war unser Gruppenteil zur Ablöse dran. Wir haben unsere zugewiesenen Posten bezogen, gewartet und natürlich auch brav in alle Richtungen aufgepasst. Nach einiger Zeit ist als erstes der Vize Rudi mit seinem Fahrzeug vorbeigekommen, hat sich langsam durch unsere Sperre manövriert und ist dann vom Kameraden natürlich genauestens kontrolliert worden. Dazu musste er sich natürlich auch solche Fragen wie, wer sind sie, was machen sie da und zu wem wollen sie gefallen lassen. Aber es half alles nichts. So wird es ab jetzt jedem ergehen, der während unserer Anwesenheit hier in das Gelände kommen möchte. Er hat uns das aber auch überhaupt nicht übel genommen, obwohl wir ihn ja alle gekannt haben und nach eindringlicher Prüfung haben wir ihn natürlich auch hereingelassen. Aber das ist halt der Übungszweck. Es könnte ja irgendein anderer daherkommen, der eventuell nichts wirklich Gutes im Schilde führt. Der Herr Vizeleutnant ist dann gleich mal zu mir gekommen und hat sich erkundigt, ob eh alles in Ordnung ist und wie es mir bei diesem neuen Einsatz so geht. Ich habe ihm diesbezüglich nur das Beste berichten können und dass ich überzeugt bin, dass ich mich ganz gut zurechtfinde und mir die Zusammenarbeit mit den Kameraden an der gemeinsamen Erfüllung eines Auftrags eigentlich ganz viel Spaß macht.

Doch recht lange haben wir nicht plaudern können, denn gleich darauf ist es wirklich ordentlich zugegangen. Da sind auf einmal mehrere Fahrzeuge auf unsere Sperre zugefahren. Alle waren vollgestopft mit Soldaten. Wir haben natürlich sofort die Bereitschaft alarmiert und alle zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um dieses beginnende Chaos irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Eine kleine Gruppe hat die Sicherung aufrechterhalten und aufgepasst, dass keinem von den anderen etwas passiert. Eine zweite Gruppe hat die Personen aus den Fahrzeugen in den Kontrollraum begleitet und dort die Personenkontrolle durchgeführt und die dritte Gruppe hat die Fahrzeuge innen und außen ganz genau begutachtet. Erst als unser Gruppenkommandant davon überzeugt war, dass alles in Ordnung ist, haben wir sie dann, einen nach dem anderen durchfahren lassen. Das war jetzt ganz kurzfristig dann doch ein bissl stressig geworden, aber in dieser Situation hat auf einmal keiner von uns mehr nachdenken müssen, was als Nächstes zu tun ist. Alles ist irgendwie wie von selbst gegangen und jeder hat sich dabei voll und ganz auf den anderen verlassen können. So haben wir auch diese Aufgabe in gemeinschaftlichem Anpacken bravourös gemeistert.

Zwei, drei Stunden später war dann für mich Feierabend für heute. Die anderen Kameraden hatten noch eine ganze Nachtschicht zu dem Thema vor sich, ich aber durfte wieder mit Vize Rudi in die Stadt zurückfahren. Auf der Heimfahrt habe ich ihm dann alle meine Erlebnisse und Eindrücke von diesem Tag natürlich ausführlich beschreiben müssen. Er hat mir im Nachhinein dann doch ein wenig leidgetan, da er ab und zu angesetzt hatte, etwas sagen zu wollen, aber bei meiner überschwänglichen Euphorie über das Erlebte war das irgendwie nicht möglich. Als wir in der Stadt angekommen sind, waren natürlich noch etliche Geschichten und Fragen offengeblieben und so haben wir kurzfristig beschlossen, diesen Abend bei einem gemütlichen Bier im Gastgarten des Hotels ausklingen zu lassen. Nicht zu lange allerdings, denn morgen war ja wieder sehr frühes Aufstehen angesagt, oder auch nicht.


Video-Erklärung und Informationen zum Thema


Informationen zu der Grafik

Standort des neuen Fotos (2024)Ortskampfanlage Treffling
Titel eingearbeitetes altes BildArmored Utility Car M20 & Kampfpanzer M42 ca. 1962
Archiv | Urheber altes BildArchiv Bartl / ÖBH

Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at


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Besten Dank, das Team von Photographics






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