
Tagebucheintrag 4-027 – FM-Museum

Sonderausstellung FüUS Wien | 2025
“Ohne Erde und Kabeln”

Gleich bei unserem Eintreffen heute in der Früh im Museum, hat uns der Herr Oberst informiert, dass es morgen wieder auf einen kleinen Ausflug gehen wird. Diesmal allerdings würden wir einmal über Nacht bleiben und wir sollten uns dementsprechende Ausrüstung zusammen richten. Er würde uns dann in der Früh von zu Hause abholen und wir brauchten demnach nicht erst ins Museum kommen. Auf meine Frage, wo leicht die Reise hingehen wird, hat er nur kurz gemeint, dass wir nach Oberösterreich fahren und uns dort eine alte Sendeanlage des Bundesheeres anschauen werden. Wohlweislich, welche Frage meinerseits als nächstes folgen würde, hat er mich in meinem Ansatz sogleich unterbrochen und nur gemeint, dass er uns am heutigen Tag das mit dem Funken und Senden eh ganz genau erklären wird und wir so ordentlich vorbereitet an diesen Ausflug gehen könnten. Der hat uns beide in den letzten paar Tagen wirklich ganz gut durchschaut, aber das ist auch gut so. Und dann ist es auch schon losgegangen mit dem äußerst umfangreichen Vortrag über das Funken und Senden im allgemeinen.
„Also Mädels, ich werde jetzt mal versuchen, euch dieses sehr komplexe Thema mit dem Funken und Senden auf recht einfache Art und Weise zu erläutern. Wenn ihr was nicht versteht, bitte gleich melden. Die Grundlagen, die man dafür braucht, haben wir uns bei unseren letzten Einsätzen ja schon mal genauer angeschaut. Man braucht Strom, ein aussendendes und ein empfangendes Gerät, vorerst mal eine einfache Codierung der Nachrichtenübermittlung und ein dazupassendes Trägermedium. Am Anfang haben die damals ja nur die Möglichkeit mit den drahtgebundenen Telegrafen gehabt und dazu eben das Morsealphabet für die kurzen oder langen Stromstöße verwendet. Dann war der Erdtelgraf, den wir auf der Kaiserwiese ausgiebig getestet haben und das war schon mal der erste Weg in die Richtung der drahtlosen Kommunikation. Irgendwann ist ein ganz kluger Kopf draufgekommen, dass, wenn man die Spannung des Stroms um einiges erhöht, sodass ein ordentlicher Funken entsteht, man damit quasi den Impuls über die Luft weitergeben kann. Das war die Entdeckung des Knallfunkensenders. Der hat wirklich einen gehörigen Knall gemacht und je lauter der war, umso weiter ist man mit der Übertragung gekommen. Das Empfangsgerät ist dazu an eine lange Antenne aus Kabeln angeschlossen worden und hat so diesen Impuls auffangen können.“
Nach diesen ersten Erläuterungen sind wir gemeinsam in den hinteren Raum des Museums gegangen. Dort hat der Herr Oberst einige von den Kommunikationsgeräten eingeschaltet und es hat auf einmal überall zu summen und zu brummen angefangen. Dann hat er in kurzen Abständen auf einer der Eingabetasten herumgetippt und bei dem Gerät sind die Funken nur so herumgespritzt. Dazu kam auch ein sehr lautes Britzzeln und Prasseln und ich habe zum ersten Mal den Strom sehen können. Das Faszinierende bei der ganzen Sache war allerdings, dass im anderen Raum ein ähnliches Gerät mit so einem Schreiberding gestanden ist und dieses hat wie von Zauberhand gesteuert die Informationen, die der Herr Oberst weggeschickt hat, aufgezeichnet. Ich habe es anschließend überprüft, die beiden waren diesmal wirklich mit keinem Kabel verbunden.
„Und das nennt man jetzt Senden?“, war gleich darauf die erste Frage von Julchen. „Nein,“ hat der Herr Oberst gemeint, „nicht ganz. Das bezeichnet man eigentlich als Funken, da man damit nur einzelnen Impulse übertragen kann und dafür eben das Morsealphabet nutzt. Das Senden ist viel komplexer und auch ein wenig aufwendiger, beziehungsweise auch eine ganz andere Technologie. Aber erst mal eines nach dem anderen. Mit der Entwicklung der Funktechnik war es damals erstmalig möglich, Informationen über sehr weite Strecken, sogar von einem zum anderen Kontinent zu übertragen. Das war auch ganz gut, denn so konnte man auf einmal auch Kontakt zu den Schiffen auf den großen Ozeanen halten und wenn irgendjemand unerwartet Hilfe benötigt hat, konnte man so jetzt welche rufen. Das Senden funktioniert eigentlich ein wenig anders und ist erst sehr viel später entwickelt worden. Vorweggenommen ist der Vorteil beim Senden der, dass man auch Sprache, Bilder und Informationen übermitteln kann und das hat eben eine geraume Zeit gedauert, bis man da drauf gekommen ist, wie das geht.“
Und wieder einmal hat die Kleine sofort ordentlich nachgebohrt. „Und wie funktioniert das jetzt mit dem Senden?“ Der Herr Oberst war zwar ein wenig zerknirscht, da es mittlerweile auch schon Zeit für Mittagessen gewesen wäre, hat sich aber dennoch breitschlagen lassen und sich in einer Seelenruhe der Erklärung des Sendens zugewandt. „Schau mal Kleine,“, hat er seine Ausführungen begonnen. „das Senden ist eigentlich die Königsdisziplin der drahtlosen Kommunikation. Wie schon erwähnt kann man damit sehr viel über weite Distanzen transportieren. Aber fangen wir mal einfach an. Also auch das Senden funktioniert mit Strom über die Luft. Nur, dass dabei kein Funken erzeugt wird, sondern eine Welle. Du kannst dir das mal so vorstellen. Du bist an einem windstillen Tag an einem See. Wenn du in die spiegelglatte Oberfläche des Wassers jetzt einen Stein hinein wirfst, dann entstehen kreisförmige Wellen, die vom Punkt, an dem der Stein ins Wasser trifft, ausgehen. Der Punkt ist beim Senden die Antenne. Der Abstand der einzelnen Wellen ist dabei die Frequenz. Wenn man jetzt Sprache transportieren möchte, die ja auch aus Wellen in bestimmten Frequenzen besteht, muss man diese nur auf die tragenden Wellen aufmodulieren. Stell dir das so vor, als ob da ein kleines Schiffchen drauf ist. Das wird durch die Wellen von dem Punkt im Zentrum weggetrieben. Der Empfänger muss das dann nur noch von den tragenden Wellen wieder herunterholen und es in die Sprache mit einem Lautsprecher umwandeln. Doch wie das technisch genau funktioniert, das kann ich euch in der kurzen Zeit leider nicht erklären, dazu müsstet ihr mehrere Jahre studieren.“
Den großen offenen Mund und die ebenfalls großen Augen der Kleinen kann man sich sicher gut vorstellen. Doch ich bin überzeugt, ich habe nicht recht viel besser ausgesehen. War dieses Thema doch überaus zu sehr faszinierend, um nicht davon perplex zu sein. Jedenfalls dürften wir beide es wenigstens so halbwegs kapiert haben, denn es blieben uns nicht mehr recht viele Fragen über. Doch das mit der technischen Umsetzung würde mich schon noch reizen, dazu mehr zu erfahren. Aber für das bedarf es, das habe ich verstanden, noch viel, viel mehr Grundwissen über gewisse Materien, von denen ich im Moment nicht einmal die Ahnung habe, dass es die überhaupt gibt. Also belassen wir es erst mal bei den bereits klar gewordenen Informationen und konzentrieren wir uns auf den morgigen Tag. Denn ich glaube, da wird es genau in dem Thema und mit ganz spannenden neuen Eindrücken weitergehen.
Diesen Abend war dann bei uns zwei auch nichts mehr mit langen Diskussionen über das aktuelle Thema. Wir sind beide todmüde in der Falle verschwunden und haben nur noch von den informationstragenden Schiffen auf den großen Wellen der Weltmeeren geträumt.
Podcast-Erklärung und Informationen zum Thema
Informationen zu der Grafik
Standort des neuen Fotos (2024) | FM-Sammlung – Starhemberg Kaserne |
Titel eingearbeitetes altes Bild | Czeija & Nissl UKW-Funktelefon für das österr. Bundesheer 1936 |
Archiv | Urheber altes Bild | Bezirksmuseum Brigittenau |
Die Bilder der Originalausstellung sind im Format Format 120x90cm / Leinwand auf Keilrahmen / von echtleinwand | Wien produziert worden.
Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at
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Besten Dank, das Team von Photographics