zeitreisende.at

Tagebucheintrag 4-029 – FM-Museum

Sonderausstellung FüUS Wien | 2025

“Funken oder senden?”

Copyright 2024 by Photographics | Matthäus Häupl, Wien

Geschniegelt geschnagelt und geschneutzt sind wir am nächsten Tag alle drei zeitig in der Früh mit unserem Marschgepäck vor dem Haus gestanden und haben auf den Herrn Oberst gewartet. Der ist dann auch wieder ganz pünktlich zu dem vereinbarten Zeitpunkt eingetroffen und wir haben die kleine Reise nach Oberösterreich angetreten. Circa zwei Stunden Wegstrecke sind vor uns gelegen und diese haben wir natürlich für weitere Informationseintreibungen ordentlich ausgenützt. Dabei haben wir auch noch gehörig viel weiteres über die Technik der drahtlosen Kommunikation erfahren und dadurch ist uns mit der Zeit das Ganze doch auch ein wenig klarer geworden, wie das alles möglicher Weise so funktionieren kann. Aber dennoch, es ist ja das alles nicht so wirklich alltäglich, den in der freien Natur verwendet außer den Menschen keiner solche Innovation. Stellt sich für mich jetzt die Frage, wie kommt man da eigentlich drauf, wenn man sich so etwas nirgends wo anders abschauen kann? So was kann einem ja nicht einfach nur so einfallen. Doch auf diese essenzielle Frage hatte selbst der Herr Oberst nach einigem Nachdenken keine wirklich plausible Erklärung parat gehabt. Na gut, dann akzeptieren wir es einfach mal so wie es ist, aber spannend wäre es schon, wenn man das mal ein wenig genauer ergründen könnte.

Da die anstehende Terminplanung für den heutigen Tag eher locker war und wir somit nicht wirklich unter Zeitdruck gestanden haben, sind wir nach einiger Zeit Fahrt zu einer ausgiebigen Frühstücksunterbrechung abgebogen. Der Herr Oberst hat es als technischen Halt bezeichnet, was bei uns natürlich wieder die üblichen fragenden Gesichter hervorgerufen hat. Die Erklärung hat auch hier nicht lange aus sich warten lassen. Technischer Halt wird in der Soldatensprache eine kurze Pause bei einem motorisierten Marsch genannt. Diese kann man zur Nahrungs- und Treibstoffaufnahme, kleineren Reparaturen oder auch diversen Notdurften nutzen. Das klingt wirklich gut und das muss ich mir unbedingt merken. Wir sind dann jedenfalls zu einer Raststätte gefahren, die von außen eher wie ein größeres landwirtschaftliches Gebäude ausgesehen hat. Dort haben wir uns bei dem herrlichen Wetter im Gastgarten breit gemacht und den Genüssen, die beim Frühstücksbuffet kredenzt wurden, gefrönt.

Es war ein herrlicher Tag heute und wir haben die weite Aussicht auf das Land von der Terrasse aus wirklich genossen. Julchen und Günter haben am Spielplatz herumgetobt und der Herr Oberst und ich haben weiter über das Senden und Funken philosophiert. Bis ja, bis ich auf einmal in der Ferne auf einem Hügel einen großen Stadtturm erblickt habe, der mir innerlich irgendwie bekannt vorgekommen ist. Der Herr Oberst hat mir erklärt, dass das der Turm von der Stadt Enns ist und mich anschließend gefragt, ob ich da nicht eh erst vor kurzem gewesen bin. Natürlich war ich dort. Das waren ja die paar schönen Tage, die ich mit meinen neuen Freunden in der Soldatenakademie verbringen hab dürfen. Die Welt ist wirklich klein. Ich hab mir nicht vorstellen können, hier so schnell wieder einmal vorbeizukommen. Aber jetzt war erst mal ich an der Reihe mit ausführlichen Erzählungen. Die Erinnerungen sind alle sofort wieder hochgekommen und so habe ich ihm meine ganzen Erlebnisse ausführlich beschrieben. Von den Römern, die man überall findet, von meinen Einsätzen im Sicherungsdienst, der lautlosen Sprache und den Unmengen an Lehrstoff, den ich pauken habe müssen, bis hin zum eher emotionalen Abschied nach diesen überaus wunderschönen Tagen.

Gelassen hat er meinen emotionalen Ausführungen gelauscht, doch irgendwann war es dann doch an der Zeit, unseren weiteren Weg wieder fortzusetzen, den ein bissl was hatten wir ja dann doch noch vor. Nachdem wir die ganze Rasselbande wieder im Fahrzeug verstaut hatten, sind wir weiter gefahren und waren nach einer guten halben Stunde auch schon am Ziel unseres Vorhabens. Vor uns ist er inmitten einer riesigen freien Fläche gestanden, der ehemalige Sender des Bundesheers. Ein ziemlich hoher, rot-weiß-rot angemalter Gitterturm mit ein paar unscheinbaren alten Gebäuden daneben. So schaut also so eine Sendeanlage aus? Der erste Eindruck ist aber nicht wirklich sehr spektakulär, finde ich. Doch das sollte sich noch ändern. Wir haben uns jedenfalls die Anlage und die dazugehörigen Gebäude erst mal alle genauer angeschaut. Leider war aber an diesem Tag dort niemand mehr im Einsatz und so mussten wir uns mit den Blicken durch die verstaubten Fenster begnügen.

Irgendwann ist der Herr Oberst bei seinem Fahrzeug verschwunden und hat ein wenig im kleinen Laderaum herumgekramt. Nach einer Weile ist er mit einem ganz komischen Ding in der Hand bei uns aufgetaucht und hat gemeint, dass jetzt, aus gegebenem Anlass eine kurze Lehrstunde anstehen würde. Er würde uns hier anhand eines Experimentes zeigen, wie die grundsätzliche Funktionsweise von so einer Sendeanlage ist. Dazu hat er erst mal den Aufbau der Versuchsanordnung erklärt. Da war in der Mitte eine Glühbirne montiert, die normaler Weise mit diesem ominösen Strom zum Leuchten gebracht wird. Hier jedoch ist auf der linken Seite ein langes Stangerl und auf der rechten ein langes Kabel montiert gewesen. Er hat uns weiters erklärt, wenn er diese Anordnung in einen bestimmten Bereich vor der Sendeanlage platzieren würde, dann leuchtet die Glühbirne auf einmal ganz hell auf. Wir haben ihm das natürlich nicht geglaubt, denn so etwas würde ja eher an Zauberei oder Magie grenzen. Mit den Worten „Ihr werdet schon sehen. Kommt einfach mal mit.“, sind wir ihm dann doch über die Wiese gefolgt und siehe da, auf einmal hat die Birne wirklich begonnen zu leuchten. Das ist echt unglaublich.

Er hat uns das so erklärt, dass wir ja gestern schon mal über die Wellen im Wasser und dem Schiffchen geredet hätten. Hier sind es jetzt halt nur andere und unsichtbare Wellen, die mithilfe von Strom erzeugt werden. Diese beinhalten dementsprechend Energie und je mehr man davon hineinsteckt, desto weiter gehen diese. Die Energiewellen, die nur zum Transport der Informationen notwendig sind, kann man genauso wie eine Antenne einfangen und wieder in andere Formen umwandeln. Hier zum Beispiel eben in Licht. Das schaut jetzt zwar aus wie ein Zaubertrick, ist aber nur reine Physik. Gut, wir beide haben es an diesem Zeitpunkt nicht wirklich verstanden, aber der Herr Oberst hat uns versprochen, heute Abend das alles nochmals ausführlich zu bereden und dabei wird er uns auch ein wenig was aufzeichnen und dann werden wir es hoffentlich auch verstehen. Da bin ich schon gespannt, ob er auch diesmal wieder Recht hat und wir es wirklich kapieren werden.

Wir sind dann noch einige Zeit auf der Wiese herumgelaufen und haben ausprobiert, wo wir überall die Lampe zum Leuchten bringen können. Das hat erstaunlicher Weise ganz gut funktioniert. Nebenbei hat uns der Herr Oberst noch eine ganz nette Anekdote zu dem alten Sender erzählt. „Diese Anlage ist eigentlich nur aus einer kleinen Not zum österreichischen Bundesheer gekommen. Damals haben sie für die Soldaten in den Auslandsstützpunkten einen Schulungssender aufgebaut, mit dem auch das Morsen geübt werden konnte. In späterer Folge haben die darüber aber auch Nachrichtenradio übertragen und so die Kameraden mit Informationen von der Heimat versorgt. Ursprünglich ist aber die erste Sendeanlage bei uns in der Kaserne aufgestellt gewesen, in der sich jetzt das Museum und die Führungsunterstützungsschule befindet. Relativ schnell nach der Inbetriebnahme war aber schon die Problematik, dass der Sender doch relativ stark war und wenn die Soldaten eben hauptsächlich nur Morsezeichen gesendet haben, hat die Zivilbevölkerung in der näheren Umgebung nicht mehr Radio und Fernsehen hören können. Das hat bei deren Endgeräten nur mehr Störungen verursacht und es hat andauernd nur mehr geknackst und gegrammelt. Darum hat man sich relativ schnell entschlossen, diese Anlage hier draußen zu übernehmen, da da der Betrieb viel problemloser zu bewerkstelligen war und man auch mit einer weitaus größeren Leistung arbeiten konnte. So ist das Bundesheer eben zu diesem Sender gekommen und hat diesen fast bis Ende der Neunzehnhundertneunziger Jahre betrieben.“

Auch dieser Tag ist dann aber irgendwann in irgendeiner ganz gemütlichen Gaststätte in der näheren Umgebung zu Ende gegangen und wir haben dennoch sehr viel Neues und auch teilweise Unwirkliches sehen und erleben dürfen. Doch waren wir uns an diesem Abend alle einig, dass wir weitere anstehende Diskussionen lieber auf morgen früh verlegen, da wir alle ordentlich müde waren. Danke auf jeden Fall für diesen außergewöhnlich schönen Tag, Herr Oberst.


Podcast-Erklärung und Informationen zum Thema


Informationen zu der Grafik

Standort des neuen Fotos (2024)Fleckendorf / OÖ
Titel eingearbeitetes altes BildSendeanlage Fleckendorf ÖBH
Archiv | Urheber altes Bild

Die Bilder der Originalausstellung sind im Format Format 120x90cm / Leinwand auf Keilrahmen / von echtleinwand | Wien produziert worden.

www.echtleinwand.at

Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at


Wenn euch die Grafiken unserer Reise gefallen haben, würden wir uns auch über eine kleine Spende freuen.

Besten Dank, das Team von Photographics






Werbung
error: Content is protected !!