
Tagebucheintrag 3/018-Wp06
“Das Rohr zum Himmel”

Sehr beeindruckt, aber auch mit einem leichten Gefühl der Beklemmung ging es wieder hinaus an die frische Luft. Erst einmal hatte ich ganz tief durchgeatmet. Wie schön es hier draußen doch eigentlich ist. Rundherum ist Natur, die Vögel zwitschern und man hat einen guten Ausblick auf die schier zahllosen Grünschattierungen der umliegenden Wälder.
Aufgefallen waren mir auch zahlreiche dicke Rohre, die zum Himmel ragen und auf zwei Rädern montiert waren. Diese schienen zwar nicht selbst fahrfähig zu sein, können aber wozu wären sonst die Räder gut bewegt werden. Als ich es versuchte, eines der Rohre ein Stück weit zu verstellen, bemerkte ich, dass dieses Gerät offenbar sehr schwer ist. Ich konnte es nicht einmal um einen Millimeter weiter schieben. Noch bevor ich gefragt hatte, erklärte der aufmerksame Oberst, dass es sich bei den Geräten um Fliegerabwehrkanonen handelte. Sofort fiel mir wieder der Flug in diesem Hubschrauber ein. Also hätte es sein können, dass die arglos im Hubschrauber sitzenden Soldaten von einer solchen Kanone abgeschossen worden wären?
Der Oberst lächelte: Ja, genau, doch wären die darin befindlichen Soldaten nicht arglos gewesen. Es braucht Fliegerabwehrkanonen und Lenkwaffen, um sie vom Himmel zu holen. Solche Waffen waren auch dafür bestimmt, eventuell anfliegende Bomberverbände, das ist eine größere Gruppe von Bomben tragenden großen Lastflugzeugen, die die Hunderte Kilo schweren Bomben auf Knopfdruck abwerfen können, abzufangen. Die flogen meist in großer Höhe und berechneten aufgrund der Flughöhe, der geflogenen Geschwindigkeit und der Fallgeschwindigkeit der Bomben deren ungefähren Aufschlagort am Boden. Natürlich waren diese Bombentreffer damals nicht präzise zu bestimmen. Die große Menge der abgeworfenen Bomben aber machte doch erhebliche Schäden. Ziele waren meist militärische Anlagen und Fabriken. Auch andere Kampfflugzeuge oder Spionageflugzeuge hätten mit den Rohren zum Himmel abgeschossen werden können.
„Aber wie können die Soldaten solche Flugzeuge treffen, wenn sie doch aufgrund der vielen Bäume gar nicht den Himmel sehen können?“, fragte ich, um zu beweisen, dass ich nicht nur geduldig zuhöre, was der Oberst sagt, sondern auch den Inhalt verstehe und mitdenke. Der Oberst zog eine Augenbraue hoch und sagte: „Eine gute Frage. Im gesamten Umfeld der Schutzobjekte waren Spähposten eingeteilt, welche die genaue Anflugroute incl. geflogene Geschwindigkeit und Flughöhe per Funk an die „Kanoniere“, die diese FLAK, wie sie fachmännisch genannt werden, durchgaben. Diese speziell geschulten und trainierten Soldaten hatten die Aufgabe, die Kanonen aufgrund der Angaben der Späher genau einzustellen und feuerten dann blind, sodass es gar nicht notwendig gewesen war, das Flugobjekt selber zu sehen.“ „Diese Soldaten mussten aber viel trainiert haben, um so etwas zu schaffen“, warf ich ein, und führte als Beispiel an, dass ich aufgrund einer verlorenen Wette einmal versucht hatte in einem Gasthaus mit verbundenen Augen mit Darts Pfeilen die Zielscheibe, welche ich zuvor genau gesehen hatte, zu treffen. Was mir aber auch nach mehrfachen Versuchen nicht gelang. „Ja, die Soldaten wurden lange ausgebildet und trainierten diesen Fall tagtäglich. Heutzutage ist das alles veraltet, denn die Boden-Boden oder auch Boden-Luft-Raketen, haben einen eigenen Computer eingebaut, die das Ziel, welches ihnen genannt wurde, selbstständig ausmachen und aktiv verfolgen können.
Überdies sollten Bunker auch der Sprengkraft von Granaten, Bomben und Raketen möglichst gut standhalten. Noch dazu ist es heutzutage absolut denk unmöglich, dass jemand der umliegenden Länder Österreich angreift, da wir alle innerhalb der EU vertraglich Bündnispartner sind. Daher ist dieses ausgebaute Gelände nicht mehr notwendig zur Landesverteidigung. Wie alle bedeutsamen Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, ist die Anlage nun ein Museum!“ „Aber ein wirklich sehr interessantes!“ fügte ich schnell hinzu.
Video-Erklärung und Informationen zum Thema
Informationen zu der Grafik
Standort des neuen Fotos (2021) | 2 cm Infantrie-Maschinenkanone 65/68 |
Titel eingearbeitetes altes Bild | 6. Gebirgsbrigarde – erster Hubschrauber |
Copyright | Fotograf | BMLV |
Archiv | Urheber altes Bild | HBF | Österr. Bundesheer |
Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at
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